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Hochwasserrückhaltebecken Richen feierlich eingeweiht
Erstelldatum01.07.2025


Nach mehr als zwei Jahren Bauzeit und einer vorausgegangenen langjährigen Planungsphase wurde am vergangenen Donnerstag, 26. Juni das Hochwasserrückhaltebecken (HRB) E-75 am Elsenztalradweg zwischen Eppingen und Richen feierlich eingeweiht. Neben den Ehrengästen nahmen viele Besucher die Gelegenheit wahr, das große Rückhaltebecken und rund sieben Millionen Euro teure Staubauwerk in Augenschein zu nehmen. Dazu gab es zünftige Blasmusik von den Original Birkbachtalern sowie „Richener Worscht“ und kühle Getränke. Mit der Drehleiter der Feuerwehr Eppingen konnte man zudem das renaturierte Bett der Elsenz bei der Flutbrücke am Bahnübergang Richen aus der Höhe betrachten. Als Vorzeigeprojekt bezeichnete Oberbürgermeister Klaus Holaschke das neue Hochwasser-Rückhaltebecken, das die unterliegenden Kommunen vor einem Hochwasser schützen soll, wie es statistisch alle 100 Jahre vorkommt. Mit der Maßnahme sei es gelungen, Funktionalität und Umweltschutz wie zwei Fliegen mit einer Klappe zu schlagen. Holaschke dankte dem Land Baden-Württemberg für das zuverlässige finanzielle Engagement in den überörtlichen Hochwasserschutz mit 70 Prozent Förderung, dem Zweckverband Hochwasserschutz im Einzugsgebiet Elsenz-Schwarzbach um Geschäftsführer Gerold Werner und Betriebsleiter Henry Liphardt, dem Ingenieurbüro Wald + Corbe sowie der ausführenden Baufirma Amos aus Brackenheim für die gute Zusammenarbeit. Bürgermeister Joachim Locher aus Waibstadt erinnerte als Verbandsvorsitzender an die Hochwasserkatastrophen 1993 und 1994, die als Initialzündung für die Gründung des Hochwasser-Zweckverbands mit 23 Kommunen gelten. Gregor Kühn, Geschäftsführer des Ingenieurbüros Wald + Corbe, erläuterte die technischen Details. Dabei ging er auch auf die Herausforderungen, die der Bau des Stauwehrs im Naturschutzgebiet gestellt hatte, ein. Notwendig waren unter anderem eine aufwändige Gründung, die Gashochdruckleitung und weitere Versorgungsleitungen mussten verlegt und der Damm der angrenzenden Bahntrasse ertüchtigt werden.
Hochwasserrückhaltebecken (HRB) E-75
Das Rückhaltebecken gilt als wichtiges Schlüsselbecken für den Schutz der Ortslage Richen und der weiteren Unterliegergemeinden um Sinsheim. Zum Schutz vor 100-jährlichen Hochwassern wird ein Rückhaltevolumen von 187.000 m³ benötigt. Zusätzlich musste am gewählten Standort eine Vorfüllung der Talaue von über 90.000 m³ berücksichtigt werden. Mit einem 180 Meter langen Damm direkt oberhalb des Aussiedlerhofes südlich der Ortslage Richen kann ein Stauvolumen von 274.000 m³ zur Verfügung gestellt werden. Der Damm weist eine maximale Höhe von 2,5 Meter und eine Breite von vier Metern auf. Während der Bauzeit blieb der beliebte Elsenz-Radweg zwischen Eppingen und Richen rund eineinhalb Jahre lang bis Ende 2024 gesperrt. Entlang der Bahnlinie Eppingen-Richen wurde der Bahndamm durch Vorschüttungen gegen nachteilige Auswirkungen aus dem Beckeneinstau gesichert. Hierzu waren an vier Bahndurchlässen und beim Bahnübergang Stebbach Anpassungsarbeiten erforderlich. Im Zeitraum von Ende Juli bis Anfang September musste die Bahnstrecke auf der S 5 zwischen Eppingen und Richen daher gesperrt werden.
Zehnjährige Planungszeit
Vorausgegangen war eine rund zehnjährige Planungsphase, in der die komplexen Belange des Wasserrechts, Umwelt- und Naturschutzes und der naheliegenden Bahnstrecke genauer untersucht wurden. Das Landratsamt Heilbronn hat in einem aufwändigen Verfahren die Elsenzauen auf einem Flurbereinigungsgebiet von 130 Hektar durch Grundstücktausch und Flurneuordnung in öffentliches Eigentum gebracht, um über die für Renaturierungs- und Ausgleichsmaßnahmen benötigten Flächen verfügen zu können. Zudem wurde der landwirtschaftliche Hauptwirtschaftsweg, der auch Teil des überregional bedeutsamen Elsenztalradwegs ist, auf einer Länge von rund 1,4 Kilometer modernisiert und aus dem zukünftigen Einstaubereich des Rückhaltebeckens verlegt. Durch den Ausbau des Elsenzradweges auf eine Breite von 3,5 Meter ist ein gefahrloser Begegnungsverkehr zwischen Landwirtschaft, Fußgängern und Radfahrern möglich. Weiterhin wurden umfangreiche ökologische Maßnahmen für die Erhaltung der Natur- und Kulturlandschaft durchgeführt. Eine knappe Million Euro hat die Maßnahme gekostet. Land und Bund förderten mit 675.000 Euro, 250.000 Euro flossen aus der Stadtkasse Eppingen und 60.000 Euro übernahm der Zweckverband Hochwasserschutz.
Der Bau und Betrieb des Rückhaltebeckens wirken sich auf die umliegende Natur aus. Als Ausgleichsmaßnahme wurde daher die ökologische Durchgängigkeit der Elsenz in Richen durch eine Renaturierungsmaßnahme wiederhergestellt. Hierzu wurde der Gewässerverlauf der Elsenz in Höhe der Einmündung des Berwanger Baches ausgeleitet und nach 420 Meter wieder in sein ursprüngliches Bett zurückgeführt.
Zweckverband „Hochwasserschutz Einzugsbereich Elsenz-Schwarzbach“
Die katastrophalen Überflutungen zahlreicher Ortschaften bei den Hochwasserereignissen 1993 und 1994 mit Schäden von über 150 Millionen Euro machten deutlich, dass eine Verbesserung des Hochwasserschutzes im Einzugsgebiet von Elsenz und Schwarzbach dringend erforderlich ist. Zur Umsetzung der Hochwasserschutzkonzeption wurde von 23 Städten und Gemeinden am 25. April 1997 der Zweckverband „Hochwasserschutz Einzugsbereich Elsenz-Schwarzbach“ gegründet. Ziel der Hochwasserschutzplanung ist es, für das gesamte Einzugsgebiet von Elsenz und Schwarzbach eine flächendeckende, optimierte Hochwasserschutzkonzeption zum Schutz vor 100-jährlichen Hochwassern sicherzustellen. Inzwischen betreibt der Zweckverband 42 überörtlich wirkende Hochwasserrückhaltebecken und 17 lokal wirkende Becken. Das Einzugsgebiet des Zweckverbandes beträgt 540 km².