Stadtgeschichte

Im Vergleich zu zahlreichen Orten in der Umgebung wurde Eppingen urkundlich erst spät, nämlich 985, erwähnt.

Die "ingen"-Endung und die Lage im fruchtbaren, klimatisch begünstigten Altsiedelland des Kraichgaus lassen allerdings auf eine viel frühere Entstehung während der alemannischen Landnahme im 3. oder 4. Jahrhundert schließen. Fränkische Reihengräber beim Pfaffenberg bestätigen, dass die Siedlung schon Jahrhunderte vor der ersten Nennung bestanden hat.

Durch eine Schenkung Ottos III. kam das Reichsgut Eppingen 985 an das Bistum Worms, im 11. Jahrhundert in salischen und im 12. Jahrhundert in staufischen Besitz. Im Jahre 1188 wird es als "burgum", d.h. als befestigter Ort, als Neumarkt im vorstädtischen Sinne erwähnt. Vermutlich bereits 1192 wurde es von Kaiser Heinrich VI. zusammen mit Sinsheim, Ettlingen, Durlach und Waibstadt zur Stadt erhoben. Jedenfalls war es 1219 "civitas", also Stadt im rechtlichen Sinne, als es von Kaiser Friedrich II. zusammen mit den Städten Lauffen und Sinsheim an den Markgrafen von Baden verpfändet wird. Eppingen gehört somit zu den ältesten Städten im deutschen Südwesten. Seinen Aufstieg zur Reichsstadt verdankte Eppingen vor allem seiner Lage an der alten Reichs­straße von Nürnberg über Heilbronn und Durlach nach Hagenau, die die staufischen Besitzungen in Franken und Elsaß verband. Trotz mehrfacher Verpfändungen in der Folgezeit bestätigten die Könige Rudolf, Albrecht und Wenzeslaus sowie die Kaiser Ludwig der Bayer und Karl IV. die Stadtrechte.

Dank des großen Waldreichtums konnte Eppingen sogar 1364 Nieder-Mühlbach und 1372 Ober-Mühlbach käuflich erwerben. Im Kampf um die territoriale Vorherrschaft im Kraichgau fiel 1462 nach dem Sieg der Kurpfalz über die Markgrafschaft Baden die Stadt endgültig an die Kurpfalz, mit deren Geschichte sie fortan eng verbunden ist. Die Kurfürsten von der Pfalz nutzten die Wirtschaftskraft der neben Bretten größten Stadt im Kraichgau, gewährten ihr aber auch zahlreiche Privilegien wie z.B. die Verleihung von zwei Jahr­märkten 1479 und eines Wochenmarktes 1525.

Im 15. und 16. Jahrhundert erlebte Eppingen eine zweite kulturelle und wirtschaftliche Blütezeit. 1421 wurde erstmals eine Lateinschule erwähnt, die unter ihrem Rektor Leonhard Engelhard (1550 - 62) einen guten Ruf weit über die Grenzen der Stadt hatte.

Aus der stetig steigenden Zahl der Eppinger Studenten gingen mehrere Professoren und Rektoren der Universität Heidelberg hervor, einige wurden in leitende Stellungen am Bistum Straßburg, besonders aber am Heidelberger Hof berufen. Hartmannus Hartmanni d.Ä. wurde 1528 sogar von Kaiser Karl V. in den erblichen Adelstand erhoben. 1435 erfolgte die Grundsteinlegung zu einer größeren Pfarrkirche, neben der zwischen 1450 und 1470 auch die St. Katharinenkapelle errichtet wurde. 1473 erfolgte der Bau der Wallfahrtskapelle auf dem Ottilienberg und 1520 der Neubau der Peterskapelle (= heutiges Diakonats­gebäude), nachdem der Vorgängerbau außerhalb der Stadt südlich der Elsenz baufällig geworden war.

Nach 1500 erweiterte sich die Stadt nach Westen und sicherte die Vorstadt mit wehrhaften Mauern, wie der Merianstich von 1646 erkennen lässt.

Auch die zahlreichen stattlichen Fachwerkhäuser aus dem 15. und 16. Jahr­hundert erinnern an die Wirtschaftskraft der Stadt in jener Zeit. Obwohl Eppingen wegen der Teilnahme am Bauernkrieg unter dem Eppinger Pfarrer Anton Eisenhut 10.000 Gulden Strafe zahlen musste, war es in der Lage, 1538 die jährliche Beet von 1.000 Gulden und 1554 das jährliche Frongeld von 150 Gul­den vom Kurfürsten abzukaufen. Des öfteren lieh die Stadt dem sich in permanenter Geldnot befindlichen Landesherrn Geld gegen bestimmte Zusicherungen. Mit der Kurpfalz wurde sie 1555 zunächst lutherisch, musste 1562 zum reformierten Glauben übertreten und in der Folgezeit mit dem Landesherrn wei­tere Glaubenswechsel vollziehen, insgesamt elfmal.

Das 17. Jahrhundert brachte mit seinen zahlreichen Kriegen viel Elend und Not. Feindliche Truppen besetzten im Dreißigjährigen Krieg wiederholt die Stadt und richteten erheblichen Schaden an. Noch ehe die Menschenverluste durch Einwanderer vor allem aus der Schweiz ausgeglichen und der Wieder­aufbau beendet war, brach 1688 der pfälzische Erbfolgekrieg aus, der dem Kraichgau noch größeres Unheil brachte. Im Gegensatz zu den meisten Dörfern und Städten der weiteren Umgebung entging Eppingen aus strategischen Gründen zwar der Zerstörung, hatte aber nicht minder unter der wechselnden Besetzung durch die französischen Truppen unter Mélac oder durch die Reichstruppen zu leiden. Ab 1693 lag das Hauptquartier der Reichstruppen unter dem Befehl des Markgrafen Ludwig Wilhelm von Baden, dem "Türkenlouis" zwischen Eppingen und Stebbach. Um das Hinterland vor weiteren Zerstörungen zu schützen, ließ der Markgraf 1695 - 1697 die "Eppinger Linien" errichten, eine Verteidigungslinie, die sich von Pforzheim über Eppingen bis nach Neckargemünd erstreckte und deren Überreste noch heute im Hardtwald zu sehen sind.

Im Zuge des Reichsdeputationshauptschlusses kam Eppingen 1803 zu Baden, das hier 1807 ein Stabsamt und 1813 ein Bezirksamt errichtete. Diese neue Ver­waltungsfunktion gab der Stadt im 19. Jahrhundert kräftige Impulse. Das Bezirksamt zog weitere zentralörtliche Einrichtungen nach sich, wie z.B. das Amtsgericht, Notariat, Amtsgefängnis, Eichamt, die Bezirksgewerbeschule oder die Landwirtschaftsschule (die zweitälteste in Baden!). Außerhalb der Stadt­mauern, die ihre ursprüngliche Funktion längst verloren hatten und daher abgerissen wurden, entfaltete sich eine rege Bautätigkeit (Modellhäuser, Rat­haus, Behördenviertel im Roth). Obwohl die Stadt 1879 in Richtung Karlsruhe, 1880 in Richtung Heilbronn und 1899 in Richtung Heidelberg Anschluss an das Eisenbahnnetz fand, bewahrte sie ihren Charakter als Landstädtchen.

Die Industrialisierung setzte nur sehr zögernd ein. Die wenigen Fabriken verarbeiteten landwirtschaftliche Produkte oder waren von ihr abhängig. Der all­gemeine wirtschaftliche Niedergang nach dem Ersten Weltkrieg und die Auflösung des Bezirksamtes hemmten die weitere Entwicklung in der Zwischen­kriegszeit.

Die Kreis- und die Kommunalreform 1972 markieren einen tiefen Einschnitt in die Entwicklung der Stadt nach 1945. Im Zuge der Kreisreform wurde Eppingen mit anderen Gemeinden im Süden des aufgelösten Landkreises Sinsheim dem Landkreis Heilbronn und dem Regierungspräsidium Stuttgart zugeordnet. Im Rahmen der Kommunalreform wurden die früher selbständigen Gemeinden Adelshofen, Elsenz, Kleingartach, Mühlbach, Richen und Rohrbach eingemeindet. Zwar verlor Eppingen durch die Kreisreform mit dem Amtsgericht und der Kreisland­Wirtschaftsschule weitere überörtliche Einrichtungen, konnte jedoch durch die Verwaltungsgemeinschaft Gemmingen und Ittlingen wenigstens die Zuständigkeiten einer Großen Kreisstadt erhalten. Zusammen mit den Teilgemeinden zählt Eppingen heute 21.259 Einwohner.

Die Eppinger Altstadt ist eine Attraktion für Touristen. Mit rund 120 freigelegten Fachwerkhäusern aus verschiedenen Epochen besitzt Eppingen in seiner Altstadt einen Reichtum an diesem Haustyp, wie wir ihn sonst nirgends zwischen Rhein und Neckar, Schwarzwald und Odenwald finden. Fachwerkensemble in den Straßen der Altstadt lassen den Besucher mittelalterliche Reichsstadtromantik erahnen und die Entwicklung im Fachwerkbau nachvollziehen.

Nicht vergessen werden dürfen beim Rundgang durch die Altstadt die spätgotische katholische Stadtkirche mit ihren wertvollen Wandmalereien und die vie­len anderen Sehenswürdigkeiten.