​​​​​​​Hochwasserschutz: Bau des Rückhaltebeckens in Richen

Sechs Millionen Euro Kosten und zwei Jahre Bauzeit

Der Zweckverband Hochwasserschutz Elsenz-Schwarzbachtal baut im Oberlauf der Elsenz zwischen der Kernstadt Eppingen und dem Stadtteil Richen ein neues Rückhaltebecken, das Schutz vor einem 100-jährlichen Hochwasser bietet. Vertreter der Stadt Eppingen, des Hochwasser-Zweckverbandes, des Ingenieurbüros Wald + Corbe und der Firma Amos-Bau stellten bei einem Ortstermin die Baumaßnahme vor.

Das Rückhaltebecken gilt als wichtiges Schlüsselbecken für den Schutz der Ortslage Richen und der weiteren Unterliegergemeinden um Sinsheim. Zum Schutz vor 100-jährlichen Hochwassern wird ein Rückhaltevolumen von 187.000 m³ benötigt. Zusätzlich muss am gewählten Standort eine Vorfüllung der Talaue von über 90.000 m³ berücksichtigt werden. Mit einem 180 Meter langen Damm direkt oberhalb des Aussiedlerhofes südlich der Ortslage Richen kann ein Stauvolumen von 274.000 m³ zur Verfügung gestellt werden. Der Damm weist eine maximale Höhe von 2,5 Meter und eine Breite von vier Metern auf. Die Baukosten beziffert der Geschäftsführer des Zweckverbandes „Hochwasserschutz Einzugsbereich Elsenz–Schwarzbach“, Gerold Werner, mit rund sechs Millionen Euro. „Wenn alles klappt, kann das Becken Mitte 2025 in Betrieb gehen“, ist Werner optimistisch. Schon vor ein paar Wochen hat die Firma Amos-Bau mit den Erdarbeiten begonnen. Während der Bauzeit bleibt der beliebte Elsenz-Radweg zwischen Eppingen und Richen rund eineinhalb Jahre lang bis Ende 2024 gesperrt. Eine örtliche Umleitung ist ausgeschildert. Entlang der Bahnlinie Eppingen-Richen wird der Bahndamm durch Vorschüttungen gegen nachteilige Auswirkungen aus dem Beckeneinstau gesichert. Hierzu sind an vier Bahndurchlässen und beim Bahnübergang Stebbach Anpassungsarbeiten erforderlich. Im Zeitraum von Ende Juli bis Anfang September muss die Bahnstrecke auf der S 5 zwischen Eppingen und Richen daher gesperrt werden.

Zehnjährige Planungszeit

Vorausgegangen ist eine rund zehnjährige Planungsphase, in der die komplexen Belange des Wasserrechts, Umwelt- und Naturschutzes und der naheliegenden Bahnstrecke genauer untersucht wurden. Das Landratsamt Heilbronn hat in einem aufwändigen Verfahren die Elsenzauen auf einem Flurbereinigungsgebiet von 130 Hektar durch Grundstücktausch und Flurneuordnung in öffentliches Eigentum gebracht, um über die für Renaturierungs- und Ausgleichsmaßnahmen benötigten Flächen verfügen zu können. „Zudem wurde der landwirtschaftliche Hauptwirtschaftsweg, der auch Teil des überregional bedeutsamen Elsenztalradwegs ist, auf einer Länge von rund 1,4 Kilometer modernisiert und aus dem zukünftigen Einstaubereich des Rückhaltebeckens verlegt“, betont Oberbürgermeister Klaus Holaschke. Durch den Ausbau des Elsenzradweges auf eine Breite von 3,5 Meter ist ein gefahrloser Begegnungsverkehr zwischen Landwirtschaft, Fußgängern und Radfahrern möglich. Weiterhin wurden umfangreiche ökologische Maßnahmen für die Erhaltung der Natur- und Kulturlandschaft durchgeführt. Eine knappe Million Euro hat die Maßnahme gekostet. Land und Bund förderten mit 675.000 Euro, 250.000 Euro flossen aus der Stadtkasse Eppingen und 60.000 Euro übernahm der Zweckverband Hochwasserschutz.

„Mit diesem überörtlich wirksamen Rückhaltebecken stellen wir einen nachhaltigen Hochwasserschutz für das Einzugsgebiet der Elsenz und des Schwarzbaches sicher“, freut sich Oberbürgermeister Klaus Holaschke. Sein Dank geht an das planende Ingenieurbüro Wald + Corbe, den Hochwasserzweckverband und die Baufirma Amos sowie nicht zuletzt im Land Baden-Württemberg, dass über Fördermittel aus der Wasserwirtschaft rund 70 Prozent der Baukosten von sechs Millionen Euro trägt. Der Bau und Betrieb des Rückhaltebeckens wirken sich auf die umliegende Natur aus. Als Ausgleichsmaßnahme wird daher die ökologische Durchgängigkeit der Elsenz in Richen durch eine Renaturierungsmaßnahme wiederhergestellt. Hierzu soll der Gewässerverlauf der Elsenz in Höhe der Einmündung des Berwanger Baches ausgeleitet und nach 420 Meter wieder in sein ursprüngliches Bett zurückgeführt werden. Nach Abschluss der Bauarbeiten wird im Bereich der Baustelle der Elsenzradweg beim Aussiedlerhof auf einer Breite von 3,5 Meter neu angelegt.

Info:Zweckverband „Hochwasserschutz Einzugsbereich Elsenz-Schwarzbach“

Die katastrophalen Überflutungen zahlreicher Ortschaften bei den Hochwasserereignissen 1993 und 1994 mit Schäden von über 150 Millionen Euro machten deutlich, dass eine Verbesserung des Hochwasserschutzes im Einzugsgebiet von Elsenz und Schwarzbach dringend erforderlich ist. Zur Umsetzung der Hochwasserschutzkonzeption wurde von 23 Städten und Gemeinden am 25. April 1997 der Zweckverband „Hochwasserschutz Einzugsbereich Elsenz-Schwarzbach“ gegründet. Ziel der Hochwasserschutzplanung ist es, für das gesamte Einzugsgebiet von Elsenz und Schwarzbach eine flächendeckende, optimierte Hochwasserschutzkonzeption zum Schutz vor 100-jährlichen Hochwassern sicherzustellen. Inzwischen betreibt der Zweckverband 42 überörtlich wirkende Hochwasserrückhaltebecken und 17 lokal wirkende Becken. Das Einzugsgebiet des Zweckverbandes beträgt 540 km².

Vertreter des Zweckverbands Hochwasserschutz mit Bürgermeister und Oberbürgermeister halten den Plan zum neuen Hochwasserrückhaltebecken
Vertreter der Stadt und des Zweckverbandes stehen auf der Baustelle für das neue Hochwasserrückhaltebecken